„Erfahrung Rollstuhl“ - Perspektivenwechsel und Selbsterfahrung

Projektträger: Pädagogische Hochschule Oberösterreich.

 

Kurze Projektbeschreibung:

Der Rollstuhlexperte Christian Krendl (Mitarbeiter im Bereich der Verwaltung an der PH OÖ) und der an der PH OÖ lehrende Prof. Norbert Zauner, MEd bieten schon seit einigen Jahren für interessierte Schulklassen der Sekundarstufe II das Projekt „Erfahrung Rollstuhl“ an. Am 16. Mai 2022 bekamen die Schüler*innen des Agrarbildungszentrums Altmünster mit dem Ausbildungsschwerpunkt „Soziale Berufe“ einen Schultag lang die Möglichkeit, mit einem Rollstuhl zu fahren. Neben einer differenzierten Auseinandersetzung mit verschiedenen Aspekten von Diversität sollen die Schüler*innen auch einen Einblick in die Thematik Mobilität aus der Sicht von Betroffenen bekommen. Beim Fahren mit dem Rollstuhl besteht die Möglichkeit zum Erkunden eigener Grenzen und zur Entwicklung neuer Sichtweisen. Unmittelbare Erlebnisse beim Bewältigen von Barrieren im Schulgebäude bzw. am Schulgelände machen aufmerksam auf die täglichen Herausforderungen für Menschen, die mit einem Rollstuhl fahren. Das Kennenlernen und Ausprobieren bestimmter Fahrtechniken erfolgt unter fachkundiger Begleitung im Kontext von abwechslungsreichen Bewegungsangeboten.

 

Unterstützt wurden sie dabei von Christian Krendl (Mitarbeiter der PH OÖ) und selbst Rollstuhlfahrer. Mittels eigens zur Verfügung gestellter Rollstühle erlernte jede/r Schüler/in die Fahrtechnik. Dazu wurden besondere Herausforderungen an Rollstuhlfahrerinnen und Rollstuhlfahrer in einzelnen Stationen im Turnsaal nachgestellt und unter fachkundiger Begleitung von Christian Krendl eingeübt. Anschließend wurden auf die Schulsituation abgestimmte Aufgabenstellungen verteilt, welche die Teilnehmer*innen an unterschiedlichen Orten im Schulgebäude ausführen mussten, wobei auftretende Barrieren zu überwinden waren. Der Einsatz von Rollstühlen bei der Sportausübung, z.B. bei Ballspielen, war ebenso ein Programmteil. Ohne Vorgaben erstellten die Schüler*innen adaptierte Regeln, die die Sportausübung im Rollstuhl sitzend ermöglichen sollten. Dabei kam auch der Spaß nicht zu kurz.

 

In diesem Projekt geht es um das Kennenlernen und die Auseinandersetzung mit Lebenswelten, die vielen jungen Menschen nicht vertraut sind. Die Herausforderung, vor die uns der Anspruch einer inklusiven Bildung stellt, verlangt nach Konfrontation mit bisher Unbekanntem. Die subjektive Wahrnehmung von Herausforderungen und die individuelle Lösung von Problemen aus der Perspektive eines Menschen, der mit einem Rollstuhl fährt, vor dem Hintergrund persönlicher Einstellungen und Möglichkeiten, stehen im Fokus des Forschungsprojekts. Das Projekt ist auch Teil eines methodisch-didaktisch aufbereiteten Programms, das die nachhaltige Umsetzung von Diversität im Schulalltag und Inklusion im Bewegungs- und Sportunterricht zum Ziel hat. Eine wichtige Intention des Projekts ist, den Jugendlichen einen Perspektivenwechsel zu ermöglichen, der das Sammeln von Selbsterfahrungen, das Erkunden eigener Grenzen und die Entwicklung neuer Sichtweisen erlaubt. Auf diesem Wege werden die Teilnehmer*innen sensibilisiert und erhalten ein besseres Verständnis für den Umgang mit Menschen mit Beeinträchtigungen. Die unmittelbare Begegnung mit einem Betroffenen und dessen Schilderungen des persönlichen Alltags, angefangen von Hindernissen auf dem Arbeitsweg bis hin zu unangenehmen Bemerkungen der Mitmenschen, machen aufmerksam auf die täglichen Herausforderungen.

 

Weiterführende Informationen: https://ph-ooe.at/mediathek/detail/ipph-8-fussgaengerinnen-lernen-rollstuhl-fahren

 

Kategorie: National.

 

Eingereicht von: Norbert Zauner (Pädagogische Hochschule OÖ, Institut Inklusive Pädagogik).