Veranstaltung "BILDUNG OHNE SCHRANKEN - EDUCATION FOR ALL"

Brot für die Welt lud am 9. September 2019 zur Veranstaltung „Bildung ohne Schranken- Education for all“ ein. Die Veranstaltung ermöglichte einen interkulturellen Austausch zum Thema „Inklusive Bildung weltweit in der Praxis“.

 

Ziel der Veranstaltung:

Die beiden Brot für die Welt-Partnerorganisationen Jairos Jiri Association (JJA) und Lesotho National Federation of Organisations of the Disabled (LNFOD) arbeiten seit langer Zeit im Bereich Inklusive Bildung. Ebenso sind Mitgliedsorganisationen der Diakonie in Österreich in diesem Bereich tätig mit dem Ziel, Inklusion von Kindern mit Behinderungen in Regelschulen zu fördern. Um die verschiedenen Praxiserfahrungen zu bündeln und sich über Herausforderungen auszutauschen, wurde nun erstmals ein öffentliches Austauschevent zum Thema „Inklusive Bildung weltweit“ veranstaltet. Das Diskussionspanel war demnach international besetzt mit Expert*innen der Organisationen aus Simbabwe, Lesotho und Österreich. Gebärdendolmetsch wurde ebenso bereitgestellt wie Übersetzung Englisch/Deutsch.

 

Veranstaltungsredner*innen:

Das Panel bestand aus Rabasotho Moeletsi (LNFOD, Lesotho), Joyce Matara (JJA, Simbabwe), Andrea Boxhofer (Diakonie Spattstraße), Laura Riefenthaler (Lehrerin Diakonie Bildung) und Maya Wobetzky (Schülerin Diakonie Bildung).


Zur Veranstaltung „Bildung ohne Schranken- Education for all“:

Im Rahmen kurzer Fachbeiträge berichteten die Kolleg*innen aus ihren Fachbereichen über ihre Erfahrungen, Herausforderungen und Erfolge in der täglichen Umsetzung inklusiver Bildungskonzepte.

  • Andrea Boxhofer beschrieb die Erfolge und Herausforderungen des Konzepts der Persönlichen Assistenz für Kinder und Jugendliche an Schulen in Oberösterreich. Auch reflektierte sie darüber, wie Anderssein vor allem für Kinder und Jugendliche ein schwieriges Thema sein kann und welche alltäglichen Hindernisse beispielsweise im Rahmen eines Schüleraustauschprogramms für Jugendliche mit einer Behinderung überwunden werden müssen. Trotz dieser Schwierigkeiten betonte Andrea Boxhofer die Bedeutung von Inklusion für eine gelungene Gesellschaft, wie im Kuchen dürfen keine Zutaten fehlen, „sonst schmeckt es nicht“, so Boxhofer.
  • Laura Riefenthaler, Lehrerin der Diakonie Bildung, führte ein Interview mit einer ihrer Schülerinnen. Thematisiert wurde wie komplex, aber auch bereichernd Inklusion in der Praxis ist. Als Anschauungsbeispiel für Inklusion brachte sie eine Brille – als ein Symbol für Nachteilsausgleich – mit. Eine Brille ist ein zulässiges Hilsfmittel in der Schule und würde nie jemanden weggenommen werden, weil dies unfair wäre. Gleichzeitig macht Laura Riefenthaler aber oft die Erfahrung, dass es als unfair befunden wird, wenn ein Kind mit Lernschwierigkeiten für eine Schularbeit mehr Zeit bekommt. In diesem Zusammenhang betonte die Lehrerin, dass Inklusion auch eine grundlegende Veränderung in unserem Weltbild bedeutet.
  • Joyce Matara, Projektkoordinatorin für Inklusive Bildung, beschrieb anschließend in ihrem Beitrag das fehlende Wissen um das Thema Behinderung bzw. das mangelnde Verständnis dafür als eine der größten Herausforderungen in ihrer Arbeit in Simbabwe. So betonte sie die Notwendigkeit für bewusstseinsschaffende Maßnahmen. Es reicht nicht nur bauliche Barrieren aus dem Weg zu räumen, sondern es geht vor allem auch um Barrieren in den Köpfen. JJA arbeitet dafür mit Eltern, Lehrenden und lokalen Gemeinden und schafft Bewusstsein dafür, was Behinderung ist und nicht ist. Die Förderung von inklusiver Bildung in den ländlichen Regionen Simbabwes betreffend betonte Joyce Matara die Notwendigkeit, alle Sektoren der Gesellschaft miteinzubeziehen, um Inklusion zu ermöglichen.
  • Als größten Erfolg im Bereich Inklusion in Lesotho berichtete Rabasotho Moeletsi, Projektkoordinator von LNFOD, von dem neu verabschiedeten inklusiven Bildungsgesetz Lesothos. In dem südafrikanischen Land besuchen 40% der Kinder mit Behinderungen zwischen 5 und 10 Jahren keine Schule. Mit dem Gesetz ist der erste Schritt hin zu einer Veränderung des Bildungssystems in Richtung Inklusion getan. LNFOD ist eine Selbstvertretungsorganisation von und für Menschen mit Behinderungen und kann nun mit seinen Mitgliedern auf Basis dieses Gesetzes schrittweise die Umsetzung einer inklusiven Bildungsreform einfordern.

 

Fazit der Veranstaltung:

Damit Inklusive Bildung in der Praxis Realität werden kann ist ein schrittweiser Prozess nötig, an dem viele verschiedene Akteur*innen mitwirken müssen. Der Weg ist nicht leicht, aber die Erfolgsbeispiele zeigen, dass es nicht nur unsere Pflicht ist, sondern auch alle Beteiligten davon profitieren. Nur durch ein Umdenken in den Köpfen der Menschen und die gemeinsame Anstrengung aller Beteiligten kann erfolgreiche Inklusion gelingen. Jeder Mensch ist unterschiedlich. Diese Vielfalt ist eine Chance und Bereicherung. Denn jeder Mensch kann vom anderen lernen. Sei es in Lesotho, Simbabwe oder Österreich.

 

Kategorie: INTERNATIONAL

Eingereicht von: Brot für die Welt (Martina Mathe). September, 2019.